Der Tag hat schon etwas anders angefangen, als gewöhnlich. Ich hatte zwar meine To Do Liste für heute im Kopf, aber ständig kam irgendetwas dazwischen. Es waren jeweils nur ganz kleine Dinge, die wirklich rasch zu erledigen sind.

So auch als ich die Wohnung verlassen wollte. Ich beförderte meine Jacke von dem Kleiderbügel, und gerade in dem Moment, in dem ich mich zum Gehen wendete, bemerkte ich, dass die Balkontür noch offen stand. Einerseits hat man gelernt, dass Fenster und Türen verschlossen werden müssen, wenn man das Haus verlässt, andererseits macht es in dieser Jahreszeit keinen Sinn, das Fenster länger offenzulassen als es das tägliche Lüften verlangt. Energiekrise hin oder her.

Gerade als ich die Balkontür schliessen wollte, fiel mein Blick auf den Topf mit den Schneeglöckchen. Schön gross sind sie gewachsen, die Blätter haben ein sattes Grün. Aber die Erde sieht recht trocken aus, dachte ich mir und entschloss mich „nur kurz“ die Blumen zu wässern.

Und schon war ich bereits zum zweiten Mal innert kürzester Zeit völlig abgelenkt, von dem, was ich eigentlich machen wollte.

 

Die kleine gelbe Giesskanne stand direkt neben dem Blumentopf und hat in der Regel noch etwas Restwasser drin. Also griff ich nach ihr, hielt aber gleich wieder inne.

Mit der Giesskanne an sich war alles in Ordnung, nur in dem Restwasser lag etwas dunkles, haariges mit gold-gelben Streifen.

Ganz schwach bewegte es sein vorderes Bein, als ob es mit letzter Kraft um Hilfe rufen würde. Sofort griff ich nach einem Holzstab, der gleich daneben lag, und hielt ihn ganz vorsichtig der ertrinkenden Wildbiene hin.

Blitzschnell umklammerte sie mit ihren Beinchen das Holz und ich beförderte sie ganz sachte zu einem Topf.

 

Nun konnte ich das kleine Tierchen näher betrachten:

Es war eine prächtige männliche Osmia Cornuta, eine gehörnte Mauerbiene, welche zu der Familie der Wildbienen gehört.

Fortsetzung folgt...